Рефераты. Das Problem der phraseologischen Bedeutung

Die semantische Ganzheitlichkeit und Autonomie der Konstituenten innerhalb des Phraseologismus

Die semantische Ganzheitlichkeit der Phraseologismen wurde erstmalig von Ch.Bally festgestellt und spater in den grundlegenden Arbeiten V.V.Vinogradovs fur die zwei wichtigsten Gruppen der russischen Phraseologie entwickelt.

Diese beiden Gruppen, die in unserer Darstellung des deutschen Materials die Subklasse „phraseologische Einheiten" bilden, galten seit Vinogradov als klassische Falle der ganzheitlichen Bedeutung. Gerade von diesen Gebilden hiesses, nach dem Typ Semantik seien es semantische Ganzheiten bzw. Einheiten, denn die Umdeutung betrifft den gesamten Komponenbestand und lasst die lexikalische Bedeutung desselben sich aufflosen in einer neuen, phraseologischen Bedeutung. Ausschlaggebend fur eine solche Betrachtung der Ganzheitlichkeit war nicht nur die Tatsache, dass Phraseologismen dieses Typs immer fur einen Gedanken, eine Idee gebraucht werden und dementsprechend im Satz fur ein Satzglied stehen. Daruber hinaus bussen die Worter als Konstituenten der Phraseologismen ihre morphologischen Kategorien vielfach ein. So wird in der phraseologischen Einheit den Mund halten („schweigen") die Konstituente Mund nach dem Numerus nicht abgewandelt. Vgl.: dasselbe sehen wir im Phraseologismus jmdn. an der Nase herumfuhren („jmdn. irrefuhren"); Der Verbrecher fuhret den Polizisten an der Nase herum (nach Friederich).

In den 70-er Jahren wurde der Grundsatz von der Ganzheitlichkeit der phraseologischen Semantik im Sinne der volligen phraseologischen Einheit am Material verschiedener Sprachen uberpruft.

Der Grund dafur ist nicht zuletzt in der Erforschung des syntagmatischen Aspekts der Phraseologismen zu suchen.

Das Funktionieren der phraseologischen Wortfugungen in den Texten brachte neue Erkenntnisse hinsichtlich der Spezifik dieser sprachlichen Zeichen. Es erwies sich namlich, dass die bekanntesten und gelaufigsten Phraseologismen neben der vollstandigen Realisierung ihres konstituenten Bestandes auch eine teilweise aufweisen konnen. Eine Konstituente, haufiger eine Gruppe von Konstitueneten kann sich semantisch verselbstandigen und infolgedessen eine andere kontextuelle Umgebung haben. Man kann das an folgendem Beispiel illustrieren.

Die verbale phraseologische Einheit reien Tisch machen mit etw. oder mit jmdm., ugs. („etw. erledigen, beseitigen, grundliche Ordnung schaffen; jmdn. zur Rechenschaft ziehen wegen etw.") wird gewohnlich in folgenden Kontexten realisiert:

einen ganzen Tag lang konnte Krummhofer zukeinem Entschluss
kommen, wie er mit einem Schlag reinen Tisch machen sollte (A.Scharrer
„Dorfgeschichten").

Ich muss mit Hans mal reinen Tisch machen wegen des
fehlenden Buchs (Binovie-Grisin).

Neben diesen Typen der Realisierung konnte ausserdem eine okkasionelle Aktualisierung im Text festgestellt werden:

„... damit reinen Tisch wird,... (B.Neuhaus, „Hexen im Leich"), wo die Konstituenten reiner Tisch eine nominale Bedeutung aufweisen. Die verbale Bedeutung des Phraseologimus „eine schwebende unangenehme Sache bereinigen" ist im zitierten Kontezt in eine nominale „die Bedeutung einer schwebenden unangenehmen Sache" transponiert.

Oder: sich ins warme Nest setzen, ugs. („in gute Verhaltnisse einheiraten") und eine okkasionelle Realisierung:

Mein Gott, warum habe ich die Puschka fahren, die lief mir nach wie ein kleiner Hund und war Arztin und hatte einen Wartburg und eine Zweizimmerwohnung, ich Narr, mir passte ihre tiefe Stimme nicht, das ware ein warmes Nest gewesen! (W.Steinberg „Pferdewechsel"). Ausser der beschriebenen Autunomisierung der Kostituenten ware noch eine typische Erscheinung zu nennen, die davon zeugt, dass die Worter als Komponenten der Phraseologismen fur Muttersprachler nicht blosse bedeutungslose Trager einer Gesamtbedeutung sind. Es handelt sich um eine bewusste morphologische Varrierung des Konstituentenbestandes als pragmatisches Phanomen.

So sind in den Texten, die pramer auf Humor orientiert sind, Abwandlungen in den substantivischen Konstituenten feststellbar, die im usuellen Gebrauch der phraseologischen Wortfugungen nicht moglich sind:

Unser Herr Geschichtlehrer kann es nicht, denn er sagt immer, mir hangen Klotzer am Bein, und sie heissen Fernstudium und der Titel Direktor (O.Domma, „Der brave Schulter Ottokar"). Vgl. dem entsprechenden Phraseologismus „jmdm. ein Klotz am Bein sein", ugs. (fur jmdn. ein Hindernis sein").

Ubrigens seien die stillen Wasserchen bekanntlich oft die tiefsten (WJoho, „Die Kastanie"). Vgl. dem entsprechenden Phraseologismus ein stilles Wasser („jmd., der seine Gefuhle und Ansichten nicht zeigt").

Dass die Konstituenten eines Phraseologismus nicht als bedeutungslos empfunden werden, illustrieren zahlreiche okkasionelle Variationen des phraseologischen Konstituentenbestandes, anderen Charakters, z.B.:

- Ubrigens sollte man nach forschen, ob seine Weste so rein ist, wie er behauptet (W.Steinberg „Einzug der Gladiatoren"). Vgl. den Basisphraseologismus „eine reine („oder saubere, weisse") Weste haben" („nichts Unehrendes getan haben").

Oder: Otto, der Hund liegt nicht dort begraben, wo du buddelst, sondern ganz woanders )HJobst „Der Gluckssucher"). Vgl. den Phraseologismus da liegt der Hund begraben, ugs. („das ist" s, worauf es ankommt; das ist die Ursache der Schwierigkeiten, des Ubels").

Im Zusammenhang mit den oben betrachteten Vorgangen entsteht die Frage, inwiefern die Theorie von der ganzheitlichen Bedeutung der phraseologischen Einheiten der sprachlichen Realitat adaquat ist. Bei der Betrachtung dieses Problems ist es wichtig, folgendes zu beachten. Die Feststellung, dass phraseologische Einheiten hinsichtlich der ganzheitlichen Bedeutung bzw. der semantischen Teilbarkeit verschieden seien, andert sich in gewissem Sinne nur die Skala ihrer Variabilitat und derivativen Potenzen, aber nicht das allgemeine Bild, was den Status der phraseologischen Wortfugung angeht.

Die unbestreitbare Tatsache, dass die Worter als Konstituenten ihre genetische Zusammengehorigkeit nicht vollig einbussen, geht aus dem Wesen der Phraseologismen hervor. Die Ganzheitlichkeit der Semantik und ein potentielle Autonomie der Konstituenten sollen u.E. als eine dialektische Einheit verstanden werden. Die Prazisierung, die zur fruheren Betrachtung der ganzheitlichen Semantik zu machen ware, betrifft folgenden Umstand:

Die Bedeutung des Phraseologismus ist insofern einheitlich bzw. ganzheitlich, als der mehrgliedrige Komplex zur Bezeichnung eines Denotats und nicht meherer Denotate dient, wenn auch dieses Denotat komplexer Natur ist. Die Zusammengehorigkeit mit den Wortern ist dadurch nicht aufgehoben. Im Gegenteil, diese Zusammengehorigkeit bildet das wichtigste konstitutive Merkmal der Phraseologismen als konnotativer sprachlicher Zeichnen. Daraus entwickelt sich die potentielle Variabilitat des Konstituentenbestandeszwecks der expressiven bzw. pragmatischen Leistung.

Die Automisierung einer Konstituente oder einer Gruppe von Konstituenten und ihre Aktualisierung in einer neuen Umgebung, mit einer neuen Valenz und Distribution ist die Folge der sekundaren semantischen Prozesse, die gewohnlich durch die strukturelle-semantische Beschaffenheit der Phraseologismen begunstigt wird. So sind fur eine solche Verselbstandigung ganz besonders die Phraseologismen gegeignet, bei denen die semantische Gliederung mit der syntaktischen zusammenfalt wie jmdm. grunes Licht geben = „jmdm. die Erlaubnis zu etw. geben"; jmdm. einen Baren aufbinden = „jmdm. etwas unwahres erzahlen".

Das Interessanteste im Funktionieren der Phraseologismen - und das wird von allen Sprachforschern hervorgehoben - besteht eben darin, dass die mannigfaltigen variativen Realisierungen die Identitat des Phraseologismens nicht zerstoren. Und das gilt nicht nur fur die okkasionelle, sondern auch usuelle Verselbstandigung der Kompponenten, was unter dem Terminus phraseologische Derivation in den fruheren Arbeiten beschrieben wurde.

Zum Unterschied von der fruheren Betrachtung dieser Erscheinung ware an dieser Stelle zu betonen, dass die Verselbstandigung der Konstituenten gewohnlich nicht zum Verschwinden des betreffenden Phraseologismus fuhrt. Er, d.h. der Basisphraseologismus (fuhrt) und das Derivat existieren in der Sprache parallel nebeneinander, wenn sich die beiden kategorialsemantisch unterscheiden. Das illustrieren die bekannten Beispiele der verbalen Phraseologismen und ihrernominalen Derivate:

Jmdm. einen Korb geben, ugs. („einen Mann abweisen, seine Werbung zuruckweisen: etwas ablehnen") der Korb, umg.)"Ablehnung eines Antrages, Angebots"); einen Bock schiessen, salopp)"einen Fehler machen") der Bock, salopp („Fehler, peinlicher Verstoss").

Abschliessend waren zum Problem der semantischen Ganzheitlichkeit und der Autonomie der Konstituenten innerhalb des Phraseologismus folgendes zu bemerken.

Unter semantischen Ganzheitlichkeit des Phraseologismus ist die Endphase einer „zentripetalen" Entwicklung zu verstehen, wenn eine variable syntaktische Wortverbindung, -gruppe oder ein Satz phraseologisiert wird. Die semantische Ganzheitlichkeit ist primar in dem Sinne zu verstehen, dass ein Wortkomplex eine Idee, einen Gedanken, ein Urteil reprasentiert. Die Konstituenten des Phraseologismus, ob teilbar oder unteilbar, sind Trager einer Gesamtbedeutung und nur als solche relevant. Der Grad der semantischen Ganzheitlichkeit ist fur diese Existenzphase des Phraseologismus nicht wesentlich.

Beim Funktionieren des Phraseologismus beginnt eine „zentrifugale" Entwicklung, die potentiell zur Autonomisierung der Konstituenten fuhren kann. Diese sekundaren semantischen Prozesse werden durch die strukturell-semantische Beschaffenheit der Phraseologismen begunstigt.

Literaturverzeichnis:

Agricola E. Einfuhrung in die Probleme der Redewendungen, Worter und Wendungen, S.Aufl., Leipzig, 1968

Althaus P. Lexikon der germanistischen Linguistik, Studienausgabe l, Tubingen, 1973

Авалиани Ю.Ю. К семантическим связям слов в самостоятельной функции и в составе фразеологических единиц. Сб. «Вопросы описания лексико-семантической системы языка». Тезисы докладов, И.М. 1971

Burger H. Idiomatik des Deutschen. Tubingen, 1973

Гаврин С.Г. Проблемы функционирования и развития фразеологического фонда русского языка в связи с общими вопросами теории фразеологии.

Ленинг. 1975 Gorner H. Redensarten. Kleine Idiomatik der deutschen Sprache - Leipzig, 1982

Девкин В.Д. Немецкая разговорная лексика - M. 1973

Friederich W. Moderne deutsche Idiomatik. - Munchen, 1968

Fleischer W. Zum Verhaltnis von Phraseologie und Wortbildung Da F, 1976

Iskos A. Deutsche Lexikologie, Leningrad, 1957

Rothkegel A. Feste Syntagmen. Grundlagen.

Strukturbeschreibung und automatische Analyse.

Verlag Tubingen, 1973

Страницы: 1, 2, 3, 4



2012 © Все права защищены
При использовании материалов активная ссылка на источник обязательна.